Loyalität zu Kirche und Diakonie vor Neubeschreibung

Einem Sportfan muss kurz vor einem wichtigen Spiel nicht erklärt werden, was Loyalität heißt. Schal, Mütze und Jacke stimmen. Die kommenden Abläufe auf der Tribüne oder in der Halle sind bekannt. Wie lange man am Spielfeldrand steht, bevor man sich setzt, mit welchen Gesten welche Spielzüge begleitet werden, wann was gesungen wird. Ob Fishtown Pinguins, Eisbären oder Werder Bremen, man fühlt sich Verein und Mannschaft zugehörig. Man ist seinem Verein loyal. Wird schlecht über ihn gesprochen, schreitet man ein. Sein Tabellenstand hat Einfluss auf die eigene Befindlichkeit. Aber auch beim Abstieg hält man ihm die Treue. Es muss Einiges geschehen, bevor man sich von ihm abwendet. Loyalität kennt man auch aus dem Arbeitsleben. Der Großvater war bei der Werft, der Sohn war bei der Werft und der Enkel war es auch. Man hielt dem Arbeitgeber die Treue. Man setzte sich für ihn ein. Loyalität ist eine Verbundenheit, die dazu führt, die Werte und Anschauungen des Anderen, Verein oder Arbeitgeber, zu teilen und zu vertreten. Ja, diese sogar dann zu vertreten, wenn man sie nicht ganz und gar teilt.

Seit der Europäische Gerichtshof ein Urteil zum kirchlichen Arbeitsrecht gefällt hat wird verstärkt darüber gesprochen und vor Gerichten gefochten: In welcher Weise muss sich die Loyalität der Mitarbeiter von Kirche und Diakonie ihrem Arbeitgebern zeigen? Die Verbundenheit, um die es hier geht, ergibt sich in der Regel nicht aus einer Familientradition in der mehrere Generationen beim selben Arbeitgeber tätig sind.

Sie ergibt daraus, dass alle, die bei Kirche und Diakonie arbeiten, in derselben Aufgabe, im selben Dienst gesehen werden: Hauptberufliches Verkündigen des christlichen Glaubens und/oder Verfolgen der Nächstenliebe in Wort und Tat. Das soll glaubwürdig und erkennbar gelebt und vertreten werden.

Das soll sich, auch arbeitsrechtlich verpflichtend, nach Außen zeigen: Mitarbeiter sollen Mitglied in einer Kirche sein. Dieser Punkt ist in der Diskussion. Muss jemand seine Loyalität durch eine Kirchenmitgliedschaft erkennbar machen? Für Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakoninnen und Diakone ist das keine Frage. Für Repräsentanten, die öffentlich für z.B. diakonische Einrichtungen stehen sicher auch nicht. Aber wie ist es mit Erzieherinnen in Kindertagesstäten oder Pflegekräften? In ihrem Aufgabenfeld kann es durchaus hilfreich und notwendig sein, andere Kulturen und Religionen aus der eigenen Anschauung zu kennen, um für die Menschen, die ihnen anvertraut werden, angemessen da zu sein.

Sicher können auch sie eine Verbundenheit mit den Werten und Anschauungen von Diakonie und Kirche haben. Sicher können sie auch diese teilen und vertreten. Doch wie kann Loyalität ihren erkennbaren Ausdruck finden? Wie können Kirche und Diakonie nach Außen glaubwürdig darstellen, was sie ausmacht und wofür sie einstehen wollen? Muss jemand, der Kirche und Diakonie gegenüber loyal sein will »Vereinsmitglied« sein? Dies wird zurzeit vor Gerichten verhandelt. Für Kirche und Diakonie bedeutet das, dass die Überlegungen, wie sie sich in unserer Gesellschaft erkennbar zeigen und wie sie um Loyalität für ihren Auftrag werben neue Dringlichkeit bekommen hat.

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