Leben im Dreieck der Liebe

Am Ostermorgen wollten zwei Freundinnen nach dem Grab Jesu sehen (Mt 29,8). Dort trafen sie auf einen Engel. Von ihm erfuhren sie von der Auferstehung Jesu. Der Tod konnte nicht behalten, was er geraubt hatte. Trauer, Hoffnungslosigkeit, bedrängte Lebensfreude waren wie fortgeblasen. Und sie liefen, so schnell sie konnten, zurück. Die Freunde Jesu, die Jüngerinnen und Jünger, sollten es erfahren.

Wem das Herz voll ist, dem läuft der Mund über. Eine Erfahrung, die nicht nur die Jüngerinnen und Jünger Jesu zu Ostern gemacht haben. Das kennt man als Jugendlicher, wenn man sich glücklich verliebt hat. Das kennt man als Eltern, wenn die Kinder ihre Ausbildung beendet haben, nun für sich selber sorgen können, erste berufliche Erfolge sammeln und man voller Stolz an sie denkt. Das erlebt man mit Großeltern, wenn sie voller Freude und Begeisterung von ihren Enkeln erzählen. Es gibt viele Beispiele davon, wie Menschen erzählen, mit leuchtenden Augen. Wenn ihnen ihr Herz und der Mund überlaufen.

Bei der Arbeit der Diakonie Bremerhaven begegnen wir vielen Menschen, deren Herz nicht vor beglückender Erfahrung überläuft. Die Herzen der Menschen, die sich uns anvertraut haben, unserer Klienten, sind oft belastet, gebrochen, zerrissen und leer. In unseren Pflegeheimen wohnen Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Oft sind ihre letzten Jahre von Krankheit oder Demenz gekennzeichnet.

Im Wilhelm-Wendebourg-Haus leben Menschen, hinter denen ein langes Leben mit Alkohol oder Drogenmissbrauch oder Wohnungslosigkeit liegt. In unsere Arche-Klinik kommen Kinder und Jugendliche, die mit ihrem Leben nicht mehr zurecht kommen, deren Herzen orientierungslos sind. In unseren Kindertagesstätten finden sich viele Kinder aus schwierigen und zerrissenen Familien. In den betreuten Nachbarschaftstreffpunkten des SeniorPartners treffen sich ältere Menschen, die alleine leben. Ins Frauenhaus kommen Frauen, die oft die Gewalt ihrer Ehemänner nicht mehr ertragen können.

Die Herzen vieler Menschen, die sich der Diakonie anvertrauen, sind belastet und bedrängt. Durch die Mitarbeitenden der Diakonie Bremerhaven erfahren die Menschen, die zu uns kommen, Begleitung und Unterstützung. In der Pflege erfahren sie hautnah Zuwendung. Im Wendebourg-Haus finden sie einen Ort, an dem sie leben dürfen, so wie sie sind. In der Therapie der Arche-Klinik lernen die Kinder und Jugendlichen mit sich selbst und ihrer Umgebung anders umzugehen. In den Kindertagesstätten begegnet den Kindern eine liebevolle Aufnahme und sie werden unterstützt in der Eroberung der Welt und der Entwicklung eines guten Selbstwertgefühls. Der SeniorPartner bietet Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter. Das Frauenhaus bietet die Möglichkeit zum Start in ein neues Leben. Die Menschen, die zu uns kommen, erhalten Unterstützung, bei dem was Ihnen weiterhilft. Sie erfahren zusammengefasst: Nächstenliebe. Und in all dem, was sie erfahren, liegen Bruchstücke von dem, was einst vollendet werden soll.

Das Diakonische Werk wird in seiner Arbeit durch viele biblische Impulse bewegt. So zum Beispiel durch das Gleichnis vom Endgericht (Mt 25). Hier sagt Jesus seinen Jüngern: „Was ihr einen der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“. D.h. im diakonischen Handeln begegnet uns Gott im Nächsten. Was man ihm tut, tut man Gott.

Zur Zeit des Neuen Testamentes wurden Menschen, die an ansteckenden Krankheiten erkrankt waren, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. So sollte, wie heute, die Gemeinschaft vor Ansteckungen bewahrt werden. Zum Schutz war sozialer Kontakt mit ihnen verboten. Dadurch, dass Jesus sie heilte, machte er es ihnen möglich, in ihre Familien und Freundeskreise zurückzukehren.

Grundrichtwert allen Handelns ist das höchste Gebot. Es wird mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter ausgelegt. Dieses Gebot ist ein Orientierungspunkt für jeden in seinem Verhalten und es sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lk, 10).

Also ein „Dreieck der Liebe“, Gott, der Nächste, der Mensch selbst, dessen Eckpunkte im Gleichgewicht stehen sollen. Nach diesem Gleichnis zu leben und das „Dreieck der Liebe“ im Gleichgewicht zu halten, ist eine diakonische Herausforderung für jeden Menschen.

Wir wünschen Ihnen frohe Ostern und Gottes Segen.

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