Helga Kurfeld: 40 Jahre beim Diakonischen Werk Bremerhaven

Helga Kurfeld

Ihr erster Arbeitstag war Freitag, der 01. September 1972. Nach ihrer Ausbildung hatte sie im Diakonischen Werk angerufen, um sich über freie Stellen im Kindergarten zu informieren. Man sagte ihr: „Komm einfach vorbei.“ Das tat Helga Kurfeld und bekam prompt ihre erste Stelle als Gruppenleiterin im Kindergarten Wichernhaus und war verantwortlich für 20 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Das sind heute, am 01.09.2012, auf den Tag genau 40 Jahre. Der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bremerhaven e. V., Eberhard Muras, wird sich für ihren Einsatz und ihr Engagement im Rahmen einer Feierstunde, am 03.September 2012 um 10.00 Uhr, bei ihr bedanken.

 

 

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Frau Kurfeld wurde bereits 1977 stellvertretende Leiterin im Kindergarten Wichernhaus. Als dann die  damalige Leiterin den Erziehungsurlaub antrat, übernahm Frau Kurfeld die Leitung des Kindergartens für vier Jahre.

 

Wenn Frau Kurfeld darüber berichtet, was sie in den vergangenen vier Dekaden so gemacht hat, wird schnell klar, dass sie jemand ist, der viel Wert auf Bildung legt. So hat sie neben ihrer Arbeit noch eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert sowie die der Supervision. Um ihrem Kindergartenkids Religion alters-gerecht zu vermitteln, ließ sie sich in Religionspädagogik ausbilden. Als beschlossen wurde, dass auch Kinder im Alter von 18 Monaten die Kita besuchen sollen, absolvierte sie die Ausbildung  für Kleinkindpädagogik. Nach einem Kontaktstudium an der Volkshochschule Bremerhaven als Voraussetzung, studierte sie an der Universität Bremen das Fach Erwachsenenbildung. So viel Fleiß und Engagement wurde 1996 belohnt. Mit der Eröffnung des Kindergartens Ellhornstraße wurde Frau Kurfeld Kindergartenleiterin. Das ist sie auch heute noch.


40 Jahre Kindererziehung – da fragt sich so manch einer: „Wie geht das?“ – beinhaltet dieser Beruf doch, dass der Lärmpegel konstant hoch ist. Man muss auch viel Geduld haben, Dinge immer und immer wieder neu erklären zu müssen.  Anders als zu Hause, wo die Kinder letztendlich junge Heranwachsende werden, kommen jedes Jahr neue junge Kinder in die Kindertagesstätte und man muss immer wieder von vorn anfangen. Frau Kurfeld sagt: „Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Kinder sind unsere Zukunft und darum bin ich stets bemüht, das Beste für jedes einzelne Kind zu geben. Wir müssen Anwälte für unsere Kinder sein und in jeder Situation das Beste für sie rausholen.“  

Heute trifft sie häufig Eltern im Kindergarten, die auch als Kind von ihr betreut worden sind. Von ihrer ersten Gruppe kennt sie noch alle Vor- und Nachnamen der Kinder. Aber auch alle anderen Kinder sind ihr noch in Erinnerung. „Ich kenne zwar nicht mehr alle Namen, aber jedes Kind war und ist einzigartig und da bleibt ein Gefühl oder eine bestimmte Erinnerung“, sagt sie.  Vor drei Jahren erhielt Frau Kurfeld einen Anruf einer Mutter. Ihr Kind war vor ungefähr 15 Jahren im Kindergarten. Dennoch hatte Frau Kurfeld sofort ein Gesicht vor Augen. Die Mutter wollte sich bei ihr für die intensive Betreuung und Förderung ihres Sohnes während seiner Kindergartenzeit bedanken. „Er hatte einen Gehirntumor und musste nach der Operation alles neu erlernen“, erzählte die Kindesmutter, „da aber die Grundsteine seines Wissens so einprägsam vermittelt worden waren, fiel ihm das erneute Lernen wesentlich leichter. Er hat sogar sein Studium in Informatik erfolgreich abschließen können“, berichtete die Mutter.  

Es gibt so viele Geschichten, die Frau Kurfeld erzählen könnte. Viele davon lassen Zuhörer schmunzeln. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von der kleinen Mira *. Mira* war 1993 mit dem Kindergarten für fünf Tage in Drangstedt. Die damals 5-jährige saß ganz betrübt am Tisch und Frau Kurfeld dachte, dass die Kleine unter Heimweh leide und organisierte im Geiste schon die Heimfahrt. Doch da lag sie völlig falsch, denn als sie Mira* fragte, was sie denn so traurig mache, antwortete das Mädchen mit einem tiefen Seufzer: „Es ist so schade, dass wir das Ferienhaus nicht mitnehmen können.“

Andere Geschichten berühren das Herz, so wie die Geschichte des 4-jährigen Finns*. Mit großer Sorge hatte Frau Kurfeld das Erscheinungsbild und die Entwicklung des kleinen Jungen beobachtet. Sprechen konnte er kaum, die Kleidung war ganz abgetragen und eine Windel brauchte er auch immer noch. Jeden Morgen duschte sie den kleinen Finn* und gab ihm neue Kleidung. Mit viel Mühe und Geduld brachte sie Finn* bei, was es bedeutete, auf sich und seine Kleidung zu achten. In Zusammenarbeit mit der Mutter wurde schnell klar, dass diese mit der Erziehung von Finn*  an ihre persönlichen Grenzen kam. Gemeinsam beschlossen sie mit Hilfe des „Amtes für Jugend, Familie und Frauen“ eine Pflegefamilie für Finn* zu suchen. Als Finn* nach den Ferien in die Kita kam, trug er einen nagelneuen  blauen Jogginganzug. Den hatte er von seiner Pflege-familie geschenkt bekommen. Er fiel versehentlich auf die Knie, stand auf und wischte sich, wie er es gelernt hatte, den Schmutz von der Hose ab. „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich“, erinnert sich Frau Kurfeld und noch heute bekommt sie feuchte Augen beim Erzählen dieser Geschichte.

„Viele Dinge haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert,  die Medien, die Kinder, die Eltern aber auch wir als Erzieher“, erzählt Frau Kurfeld und fügt hinzu: „Aber viele Dinge im Bildungsbereich sind heute noch genauso wichtig wie damals – beispielsweise die Verkehrserziehung, die Vermittlung von Sprache, logischem Denken sowie die spezielle Förderung kurz vor dem Schulbeginn. Sprache einsetzen und verstehen können - das ist so wichtig für die Kinder. Wir legen hiermit gemeinsam mit den Eltern die Grundsteine für ihr späteres Leben.“

„Es war und ist immer eine Herausforderung, aber die ist dazu da, dass wir sie angehen und die besten Lösungen für unsere Kinder finden“, fasst Frau Kurfeld ihre Arbeit und Motivation für 40 Jahre Kindererziehung und Kindergartenleitung zusammen.

*Namen wurden geändert

Am 23.09.2012 findet in der Marienkirche um 10:00 Uhr ein „Diakonie-Gottesdienst“ statt. Im Rahmen dieses Gottesdienstes werden die Superintendentin Susanne Wendorf- von Blumröder und der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes e. V. Eberhard Muras sich bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bedanken, die in diesem Jahr seit 10-, 15-, 20-, 25-, 30-, 35- oder 40-Jahren beim Diakonischen Werk Bremerhaven e. V. tätigt sind.

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