Der Mann und das Meer

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 21.02.2015, geschrieben von Susanne Schwan

Einstiger Bochumer Pastor und Sozialmanager Wolfgang Mann ist Geschäftsführer des Diakonischen Werks

BREMERHAVEN. Gruben-KGeschäftsführer Wolfgang Mann im Interview mit Susanne Schwan von der Nordsee-Zeitungumpel oder Nordlicht. Science Fiction oder Zen-Mediation. Tote Hosen oder Brahms. Seelsorger oder Manager. Passt alles nicht unter eine Hutschnur? Doch. Passt. Für den Mann, der im Diakonischen Werk seit kurzem den Hut auf hat, sind Gegensätze kein Grund für Kluften. Die Brücke ist für Wolfgang Mann immer - der Mensch. „Die Chemie muss stimmen“, sagt der Bochumer. In Bremerhaven stimmt sie.

„Ich erlebe die Menschen hier als ganz unkompliziert und unverstellt“, sagt der 57-Jährige, der kürzlich die Geschäftsführung von Eberhard Muras übernommen hat und mit seiner Familie samt Tibet-Terrier „Daisy“ aus dem Ruhrpott nach Wulsdorf übersiedelte. „Schon beim Laster-Abladen haben spontan einige Nachbarn geholfen - klasse.“ Mal auf dem Motorrad, mal joggend ist der Diakoniewissenschaftler, Sozialmanager und einstige Pastor derzeit noch auf Pionier-Tour durch seinen neuen Wirkungskreis und stellt fest: „Die Bremerhavener sind wie die Menschen meiner Recklinghausener Gemeinde durch harte Arbeit und Krisen geprägt.“


Das gefällt ihm - das Ehrliche, Schnörkellose. Krisen erschüttern Wolfgang Mann nicht, die haben den Geschäftsführer Wolfgang Mann unterwegs im KlushofIngenieurssohn, der sich einst lieber für Theologie als Technik entschied, auch schon im Ruhrpott begleitet, „ich habe Gemeinden in Fusionsprozessen und bei der Strukturentwicklung beraten.“ Steinige Wege meist - aber auch die kennt er selbst, vom Berge-Raufkraxeln, früher, als er noch im Alpenverein auf den „Wilden Kaiser“ gewandert ist. „Ich konnte stundenlang auf dem Gipfel sitzen und einfach nur gucken, Ruhe finden, den Wind hören.“ Bis es lärmig wurde „und die Hütten vom Massentourismus zu voll“. Er entdeckte den Wald für sich. Und dann - das Meer.

Ein Hollandurlaub war schuld, dass er dem Angebot nach Bremerhaven nicht widerstehen konnte. „Die Weite, die Brandung…“Naturgewalt. Meditativ. Aufregend. „Kennen Sie ein Gewitter in den Bergen, das immer zorniger wird, weil es nicht da raus kommt? Ich bin gespannt auf meine erste zornige Sturmflut hier am Deich.“

Zuweilen gönnt sich der gelassen wirkende Menschen-Freund auch musikalisch die volle Dröhnung. Er schmunzelt: „Rhythmischer Krach, Tote Hosen, Hardrock.“ Aber dann wieder - Brahms.  Oder Bach. Da lässt er sich nicht festlegen. Auch beim Schmökern nicht. „Ich mag Science Fiction und Krimis.“ Am TV-Kult „Raumpatrouille Orion“ fasziniert ihn heut noch der verschmitzte Humor - wie in den Krimis von Janwillem van de Wetering, „mit seinen Erfahrungen aus dem Zen-Kloster.“


Ob Kloster, Krimi oder Kunst: Fantasie gehöre zum Leben. „Kreativität lässt sich doch überall ausleben“, sagt er und erzählt, dass er es liebt, spontan Geschichten zu erfinden. Wie eben noch auf Kennenlern-Besuch in einer Kita. Er schnurrt los: „Als ich neulich dieses Seepferdchen traf, das klagte, es sei verflucht…“ Flugs landet er beim Genuss einer holländischen „Frikandel spezial“ und kriegt elegant die Kurve zur Erkenntnis: „Bremerhaven kann keine Currywurst.“ Aus Manns Augen blinzelt Schalk. „Das ist hier Ketchup, aber keine Currysauce. Und auch noch frittiert…“


Er stutzt, meint diplomatisch „das bringt mir hoffentlich keine Feinde ein“ - und betont, „ich freue mich auf die persönlichen Begegnungen hier, mit allen Akteuren der Stadt, der Wohlfahrtsverbände, des Netzwerks“. Wieder feines Lächeln aus den Augenwinkeln: „Bremerhaven ist ja ein einziges Netzwerk.“

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