(Quelle: Nordsee-Zeitung online: https://nord24.de/bremerhaven/eine-arche-fuer-die-seelenstuerme geschrieben von Susanne Schwan)
Sie haben Bauchweh vor Angst. Oder schwänzen ständig die Schule. Oder sind immer bedrückt – oder wütend. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind seelisch krank. Die Gründe sind vielfältig. Doch Therapieplätze über Monate belegt. Damit die 6- bis 17-Jährigen nicht mehr vier, fünf Monate auf eine Behandlung warten oder nach Bremen fahren müssen, gibt es nun in einem alten Gemeindezentrum in Bürgerpark-Süd eine neue große Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Es gibt immer noch Wartelisten“
Tamara ist 16 Jahre alt und kommt seit sechs Monaten täglich hierher. „Ich bin viel mutiger geworden“, erzählt sie. „Ich hatte mich total in mein Zimmer verkrochen und bin lange nicht mehr zur Schule gegangen.“ An der Tagesklinik kümmern sich außer Psychologen auch Ergo-, Musik- und Kunsttherapeuten um die 20 Heranwachsenden, die hier einen Platz finden. „Es gibt immer noch Wartelisten“, seufzt Dr. Frank Forstreuter. „Aber nicht mehr so lange.“
Kirche und Diakonie handeln Deal aus
Der 41-Jährige ist Leitender Oberarzt der Tagesklinik. Bisher hatte er schon die alt
e Tagesklinik geleitet. Die lag an der Virchowstraße. „Aber es gab nur zehn Plätze, und keine für Jugendliche ab 13 Jahren.“ Jugendliche, die große seelische Not haben, aber monatelang auf einen Therapieplatz warten zu lassen, das ging nicht mehr. Darum haben schon 2013 das Diakonische Werk und der evangelische Kirchenkreis einen Deal geschlossen.
Umbau des Gemeindezentrums für 1,5 Millionen Euro
Der Kirchenkreis hatte jahrelang vergeblich versucht, das alte Gemeindezentrum abzustoßen. Und die Diakonie suchte neue, großzügige Räume für ihre Tagesklinik. Also hat der Kirchenkreis das Gemeindezentrum für 1,5 Millionen Euro um- und ausgebaut. Und an die Diakonie vermietet, langfristig. Eine echte Win-Win-Situation.
Die „Arche“ gibt seelisch kranken Kindern wieder Boden unter die Füße
Arche“ heißt die Tagesklinik. Das passt. Denn mit einem 40-köpfigen Team werden nun 20 Jugendliche „sturmfest“ für die Orkane des Lebens gemacht. Bis zu sechs Monate lang. Darum gehört auch Schulunterricht zum Konzept. „Aber es gibt zu wenig Lehrer, vor allem fehlen Sonderpädagogen“, bedauert Forstreuter. Immerhin, erzählt Tamara, „habe ich hier geübt, wieder zur Schule zu kommen. Ich habe gerade ein Referat gehalten, das wäre früher unmöglich gewesen. Aber jetzt traue ich mich.“