Zuflucht für gequälte Frauen

Bilderquelle: https://pixabay.com/de/silhouette-mann-hand-schlagen-69666/(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 04.07.2017 Von Susanne Schwan und Laura Bohlmann-Drammeh)

Frauenhaus Beratungsstelle arbeiten an der Grenze ihrer Kapazität – Niemand wird abgewiesen

BREMERHAVEN. Verprügelt. Gedemütigt. Sexuell missbraucht. Verfolgt. Frauen und ihre Kinder, denen Gewalt angetan wird, die niemanden haben, um sich anzuvertrauen und Unterschlupf zu suchen, finden im Frauenhaus Schutz, übergangsweise Quartier und jede nötige Hilfe. Nun geht das Gerücht um, die Einrichtung in Lehe – aus Sicherheitsgründen bleibt die Adresse ungenannt – sei überlastet, könne niemanden mehr aufnehmen, und wenn, dann nur Bezieherinnen von Sozialleistungen. Angeblich, um die Kosten zu decken.

Stimmt alles nicht, betont die Einrichtungsleitung. „Unsere Parole ist: in jeden Fall erst einmal aufnehmen, wenn eine Frau in Not ist“, sagt Gabriela von Glahn, stellvertretende Betriebsleiterin der Gesellschaft für integrative soziale Beratung und Unterstützung GISBU. Die Gesellschaft ist eine „Tochter“ des Diakonischen Werks und Trägerin des Frauenhauses mit angegliederter Beratungsstelle. „Auch, wenn wir einen Engpass haben, nehmen wir jede Frau auf, unabhängig vom Einkommen.“ Wer es aufbringen kann, zahle den Tagessatz von aktuell 11,64 Euro selbst – das sei auch in Raten möglich. „Der Großteil der Frauen bezieht Sozialleistungen oder stellt mit unserer Hilfe den Antrag darauf.“

Die Kosten der Einrichtung für Unterkünfte, Beratungsarbeit, Personal und Hilfen zum Lebensunterhalt finanziert die Stadt über den Haushalt für das Sozialamt – doch über die Höhe pro Jahr ist seitens der Stadt keine Auskunft zu bekommen. „ Es gibt keinen festen Etat“, erklärt Magistratssprecher Volker Heigenmoser. „Es verteilt sich auf mehrere Posten.“ So wie sich die angemieteten Unterkünfte, die Hilfesuchende mal für Tage, mal für Monate beherbergen, auf das Stadtgebiet verteilen. Eine Raum-Anzahl wird nicht genannt, gerechnet wird in Plätzen: „Es gibt sechs Plätze für wohnungslose Frauen“, so Gabriela von Glahn, „davon sind aktuell vier belegt. Und acht Plätze für von Gewalt Betroffene.“ Auch davon seien vier belegt. Doch die Notwendigkeiten wechseln täglich.

Kommt es zu Engpässen, können wir das auf kurzem Dienstweg mit dem Sozialamt regeln.“Heißt: Es kann auch kurzfristig eine zusätzliche Wohnung angemietet werden. Kein Problem: Im Bereich der meistens benötigten Drei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, sagt von Glahn, „ist der Markt in Bremerhaven gut“.

Kurzfristiges Anmieten sei noch vor einigen Wochen notwendig gewesen, so Heigenmoser, „aber die Wohnung wurde kürzlich zurückgegeben, weil akut kein Bedarf mehr bestand“. Seit Freitag, gibt auf Nachfrage die langjährige Frauenhaus-Koordinatorin Bettina In der Stroth Auskunft, sei aktuell wieder Platz geworden für eine Frau und drei Kinder. Geradezu entsetzt reagiert die Sozialpädagogin auf die Nachfrage, ob Frauen womöglich unter Engpässen abgewiesen würden: “Das ist doch völliger Blödsinn. Natürlich geben wir erst Schutz, dann müssen wir weitersehen, ja, manchmal sind wir rappelvoll, aber auch dann werden Lösungen gefunden.“

Der Zuzug geflüchteter und zugewanderter Familien sei spürbar gewesen. Denn mit in die Platzzahl eingerechnet werden die Kinder – und manche der Schutz suchenden Frauen  haben bis zu acht. Froh ist von Glahn, „dass wir neben Türkisch und Polnisch sprechenden auch Mitarbeiterinnen haben, die mit den Frauen Arabisch reden können.

 

Frauenhaus -Die Frauenberatungsstelle

mit Frauenhaus – das es bereits seit 1971 gibt und mehrfach umgezogen ist – bietet sicheren Schutzraum für Frauen und Mütter mit Kindern, die von Wohnungslosigkeit und/oder häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Schutzwohnungen sind stadtweit verteilt und wechseln absichtlich immer wieder.

Die Adresse der Anlaufstelle bleibt aus Sicherheitsgründen ungenannt, erreichbar sind das Frauenhaus und die Beratungsstelle telefonisch unter 0471/8 30 01 und per Mail an: frauenhaus@diakonie-bhv.de

Schutzunterkunft bietet die Einrichtung auch jenen Frauen, die Opfer von Menschenhandel und/oder Zwangsprostitution geworden sind.

Die Kosten könne von Sozialamt oder Jobcenter übernommen werden. Wer es aufbringen kann, zahlt den Tagessatz von aktuell 11,64 Euro selbst.

 

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