Volle Kraft voraus

Frau Friebus (Mitarbeiterin der Diakonie-Sozialstation seit 30 Jahren)30 Jahre lang war die ambulante Stations- und Haushaltshilfe Marion Friebus bei Wind und Wetter mit ihrem Fahrrad in Lehe, im Bereich der Alten Bürger und neuerdings auch in Geestemünde unterwegs. Nie hat sie das Auto genommen, um zu ihren Patienten zu gelangen. Seit dem 01.04.1985 arbeitet sie bei der Diakonie-Sozialstation und betreut Menschen die pflegebedürftig sind. Es sind aber nicht nur alte Menschen, die ihre Hilfe in Anspruch nehmen, sondern auch Menschen, die auf Grund von Suchterkrankungen ihre Unterstützung brauchen.
Frau Friebus (Mitarbeiterin der Diakonie-Sozialstation seit 30 Jahren))
Aktiv zu sein und mit dem Fahrrad zu fahren ist für Frau Friebus eine Lebenseinstellung. Auch ihre zwei Kinder lernten schon früh von ihr, dass es wichtig ist in Bewegung zu bleiben. „Meine Kinder wurden nie von mir oder meinem Mann mit dem Auto durch die Stadt gefahren, sondern wir fuhren immer mit dem Rad. Ganz besonders gern waren wir mit dem Zug unterwegs“, erzählt Frau Friebus. Das war Familientradition, denn sie und auch ihr Mann stammen aus Eisenbahnerfamilien. Ihr Vater sowie der Vater ihres Mannes waren Lokomotivführer im Kaiserhafen. Auch ihr Ehemann, den sie vor 45 Jahren auf einem Tanz Ball der Eisenbahner kennengelernt hatte, ist heute noch Zugführer bei der Bahn.


Sie selber lernte den Beruf der Einzelhandelskauffrau beim damaligen Kaufhaus Horten und kam zufällig mit ihrer jetzigen Aufgabe in Berührung. Ihre Mutter war in der Diakonie-Sozialstation als Hauspflegerin angestellt. „Meine Mutter kümmerte sich um ihre Nachbarin“, erinnert sich Frau Friebus und erzählt weiter „Sie bat mich die Urlaubsvertretung bei der Nachbarin zu übernehmen. Das passte gut in mein damaliges Leben, da meine Kinder noch zur Schule gingen und ich mittags zu Hause sein musste. Die  Anfrage von Schwester Hanna, der damaligen Leiterin der Sozialstation, ob ich nicht Lust hätte auch weiterhin als ambulante Haushaltshilfe für die Diakonie zu arbeiten, kam zum richtigen Zeitpunkt.“


Für die gelernte Einzelhandelskauffrau und zweifache Mutter stand fest, dass sie nicht zurück in den Handel wollte. „Ich wollte mit Menschen zusammen arbeiten und sie beraten. Doch schon damals zeichnete sich ab, dass die beratende Funktion immer mehr in den Hintergrund geriet, “ begründet sie ihre Entscheidung bei der Sozialstation zu bleiben.


Diese Entscheidung, so sagt sie, hat sie nie bereut. Am Anfang war es nur die Nachbarin, um die sie sich kümmerte und es wurden im Laufe der Jahre immer mehr. Heute besucht sie täglich drei bis vier Leute pro Tag. Wie viele Patienten sie in 30 Jahren betreut hat, kann sie gar nicht mehr zählen. Aber ihr Gefühl nach all den Jahren ist ein Schönes. Mit einem Lächeln im Gesicht erinnert sie sich an eine 90-jährige Studienrätin, die sie über sechs Jahre lang besuchte. „Ich hatte immer das Gefühl ihre Schülerin zu sein, sie fragte mich regelmäßig ab, was denn meine Kinder gerade in der Schule lernten“ erzählt sie lächelnd und erinnert sich weiter „Es gab auch den 40-jährigen alkoholkranken Mann, der immer wenn ich zur Pflege kam, nüchtern war, um sich mit mir unterhalten zu können. Ich vermute, dass hat er gemacht, weil ich der einzige Mensch war, mit dem er sich mal austauschen konnte.“  


Die schönsten Erinnerungen von 30 Jahren diakonischer Arbeit verbindet Frau Friebus mit den Weihnachtsfeiern. „Es gab immer schöne Gottesdienste und wir hatten die Möglichkeit und Zeit Mitarbeiter aus allen Einrichtungen der Diakonie kennenzulernen. Bei diesen Zusammenkünften bedankten sich die Geschäftsführer bei uns für unsere Arbeit“, erzählt sie und sagt, dass sie sich über diese Wertschätzung sehr gefreut habe.


Früher hatte Frau Friebus zu vielen ihrer Patienten eine innige Beziehung. „Ich habe so viele von ihnen bis zum Ende gepflegt und war auch auf ihren Beerdigungen“, berichtet sie und sagt dann, „Ich musste lernen abzuschalten und mein eigenes Leben davon abzugrenzen.


Heute hat sie immer noch viele Patienten, mit denen sie sich verbunden fühlt, aber so sagt sie, habe sie immer die Zeit im Nacken, um zum nächsten Patienten fahren zu müssen. Mit Blick auf ihr Alter – im nächsten Jahr geht sie in Rente -  macht sie sich Gedanken, was wohl ist wenn sie mal Pflege benötigt. Sie hofft, dass das noch in weiter Ferne ist. Denn sie und ihr Mann haben viele Pläne, wie sie ihre Zeit als Rentner gestalten möchten. „ Wir wollen endlich unser Leben ohne Zeitdruck genießen. Wir möchten uns um unsere Enkel kümmern und um Haus und Garten.“ Vor allem möchte sie mit ihrem Mann weiter die Welt mit dem Schiff bereisen.  Das Ehepaar liebt Kreuzfahrten. In der Vergangenheit waren sie immer mit der Astor unterwegs. Sie haben schon viel von der Welt gesehen -  von der Ostsee bis zum  Amazonas.


Die nächste Reise steht schon fest. „Wir fahren mit der neuen Aida Prima, die ist fünfmal so groß wie die Astor,“ ihre Augen funkeln als sie weiter erzählt, „ dort werde ich endlich mal am Bug eines Schiffes stehen können.“ Dieser Bereich ist normalerweise auf Kreuzfahrtschiffen nur für das Personal zugänglich.


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