Teestube ist aus Lehe nach Süden gezogen

Ehemaliger Tagesaufenthalt an der Stresemannstaße

(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 20.03.2013 von Susanne Schwan)

Tagesaufenthalt der Gisbu an der Stresemannstraße wird von vielen sozial Schwachen vermisst

Lehe. „Das war hier die Anlauf-stelle für die sozial Schwachen in Lehe.“ Hans-Jürgen Bersch ist tief enttäuscht – die „Teestube“, Tagesaufenthalt des Diakonischen Werks Ecke August-/Stresemannstraße, ist seit 1. Januar dicht, „und fehlt hier sehr vielen“, ist der 53-Jährige aus Lehe, selbst ständiger Gast dort, überzeugt.


Rund zehn Jahre lang bot der Treffpunkt Arbeitslosen, Bedürftigen, Alleinstehenden, auch Obdachlosen und Menschen mit Drogen-Problemen einen Halt. „Frühstück für einen Euro, Mittagessen für zwei Euro und Ansprache für Männer und Frauen, das gibt es so doch in Lehe nirgends sonst“, vermisst der Leher den Schutz- und Kommunikationsraum für jene, mit denen das Leben nicht gerade sonnig umgeht.


Die Gisbu – die diakonische Gesellschaft für integrative soziale Beratung und Unterstützung – hatte ganzjährig täglich geöffnet, bot außer Essen auch Badezimmer, Dusche, Waschmaschine und Trockner, Zeitung und Fernseher. Die „Teestube“ sei aber nicht geschlossen worden, sagt Diakonie-Chef Eberhard Muras, „sondern der Tagesaufenthalt ist verzogen, nach Geestemünde.“ An der Schiffdorfer Chaussee 30 ist der Treffpunkt integriert worden in die Gisbu-Aufgaben wie Wohnungs-Notfallhilfe, Jugend- und Straffälligenhilfe, Täter-Opfer-Ausgleich und Sozialberatung.

„Im Stadtsüden“, argumentiert Muras, „gibt es sonst keine Angebote, wie sie in Lehe mehrfach da sind – zum Beispiel mit dem Frauenzentrum Hilde Adolf, dem Café Klönschnack Poststraße, dem Awo-Treff Surfeldstraße oder dem Haus ‚Anker‘ für Alkoholkranke.“ Jährlich etwa 100000 Euro, gibt Gisbu-Leiter Jens Patermann Auskunft, habe die „Teestube“ gekostet, samt Miete. „Die Besucherzahlen waren aber rückläufig, die Klientel pendelte zwischen den vielen Leher Angeboten.“ Das Diakonische Werk habe mit der Stadt eine Vereinbarung, so Muras, „für eine Tagesstätte, nicht für zwei. Also haben wir verlagert.“


Dennoch, klagt Jürgen Bersch, fehle in Lehe ein Sozialzentrum. „Das Dionysius-Gemeindehaus steht zum Verkauf und wäre ideal, warum schließen sich dafür nicht Stadt und Diakonie zusammen?“
Weil, so Sozialdezernent Klaus Rosche, „gute Ideen nicht immer finanzierbar sind. Ich wüsste nicht, dass wir dafür Geld herumliegen haben.“

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