"Stagnation gibt es hier nicht"

Michael Tietje, Leiter der ARCHE - Sozialpsychiatrische HilfenMichael Tietje, heutiger Leiter der Arche – Sozialpsychiatrische Hilfen, trat vor 21 Jahren sein Praktikum für die staatliche Anerkennung seines Studiums der Fachrichtung Sozialpädagogik im Haus Arche an. Die Zusammenarbeit mit psychisch erkrankten Menschen, so sagt er,  hat ihn schon immer interessiert. Besonders beschäftigte ihn die Frage, was einen Menschen so stark beeinflusst, dass seine Psyche davon Schaden nimmt. Sein Interesse an Menschen und die Auseinandersetzung mit deren Biografien führten ihn in den Arbeitsbereich der Psychiatrie.


Durch Zufall erfuhr Herr Tietje am Ende seines Praktikums, dass im Bereich des Betreuten Wohnens eine Halbtagsstelle frei geworden war. So nahm er 1996, nach Beendigung seines Studiums, die Arbeit als Sozialarbeiter bei der Diakonie auf.

Gemeinsam mit anderen Kollegen war er mit der Ausweitung des Ambulant Betreuten Wohnens im Landkreis Cuxhaven befasst. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Klienten in ihren eigenen Wohnungen zu besuchen, sie bei der Haushaltsplanung zu unterstützen, bei Behördengängen zu begleiten, Gelder einzuteilen oder ihnen auch beratend in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens zur Seite zu stehen. Berührungsängste hatte Michael Tietje dabei nie. Man sieht den Klienten ihre Beeinträchtigungen gar nicht an, erzählt er von seiner Arbeit und fügt hinzu, "man muss die Menschen beobachten, ihnen genau zu hören und in der Lage sein schwierige Situationen rechtzeitig zu erkennen und zu deeskalieren". Weiter erzählt er von seinen Klienten, dass sie sehr sensible Menschen seien, die oft auch sehr mitfühlend sein können.In 20 Jahren gab es nur sehr wenige Situationen in denen Michael Tietje sich unwohl fühlte.

1998 lief der Arbeitsvertrag von Herrn Tietje aus und er arbeitete vier Monate in Verden in einer Kinder- und Jugendeinrichtung. Die Arbeit mit Erwachsenen gefiel ihm einfach besser, darum bewarb er sich nach kurzer Zeit wieder beim Stationären Wohnen der Diakonie. Gesucht wurde damals ein Mitarbeiter, der eine Cafeteria im Haus Arche aufbaut und dort Beschäftigungsangebote für die Bewohner entwickelte und anbot. Diese Stelle war für sechs Monate befristet. Doch zwischenzeitlich war die Anzahl der ambulant betreuten Klienten im Landkreis so gestiegen, dass Herr Tietje im Anschluss direkt seinen alten Arbeitsplatz wiederbekam. Hier plante er mit seinen Kollegen die Eröffnung einer Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen in Cuxhaven. Zu seinen neuen Aufgaben gehörte nun u. a. die Hilfeplanung der Klienten, Soziales Kompetenztraining, Schriftverkehr mit den zuständigen Behörden, Hilfen beim Strukturieren der Tagesabläufe und Gesprächsführung.


Im Jahr 2003 wurden die Arbeitsbereiche innerhalb der Diakonie neu strukturiert. Im Zuge dessen wurde das ambulanteMichael Tietje und Oliver Lottke (Leitung Gisbu) und stationäre Angebot in Leherheide zu einer Einheit – dem Arche Zentrum. Seitdem können die Klienten, unabhängig davon, ob sie stationär oder ambulant betreut werden, die Räumlichkeiten der Arche gemeinsam nutzen. Die Zusammenlegung war ein großer Schritt für den sozialpsychiatrischen Bereich, erzählt Herr Tietje. Er sei stolz darauf gewesen, dass es fortan in der praktischen Arbeit kaum Unterschiede mehr gab zwischen ambulant und stationär betreuten Menschen. Das war ein wichtiger Schritt, der die Arbeit fachlich sehr weiterentwickelt hat und es z.B. auch leichter macht, das zukünftige Bundesteilhabegesetz umzusetzen, fügt Herr Tietje hinzu. Die Tagesstätte in Cuxhaven und das Ambulant Betreue Wohnen im Landkreis erhielten im Rahmen der Umstrukturierung den Namen „Diakonische Behindertenhilfe Cuxhaven“, dessen Leitung Herr Tietje 2003/2004 übernahm.

Die Arbeitsbereiche in Bremerhaven und Cuxhaven wurden erst 2008 zusammengelegt und laufen seitdem unter dem Namen „ARCHE – Sozialpsychiatrische Hilfen“. HerrTietje übernahm die Bereichsleitung und ist nun u.a. verantwortlich für Vertragsverhandlungen, Gremienarbeit, Fallbesprechungen und Konzeptentwicklungen.

Langweilig ist ihm in den zwanzig Jahren nie geworden. Durch gesellschaftliche Beobachtungen und städtischen Anfragen entstehen immer wieder neue Ideen, Konzepte und Arbeitsfelder. Herr Tietje findet nach wie vor großen Gefallen am Arbeitsbereich der Psychiatrie. "Hier gibt es keine Stagnation, immer ändert sich was", sagt er. In zwanzig Jahren hat Michael Tietje oft seine Funktion gewechselt und hatte somit immer wieder neue Aufgaben. Dabei hat ihm, wie er sagt, die Zusammenarbeit mit seinen motivierten Mitarbeitern und Kollegen immer besonders viel Freude bereitet und er schätzt, dass er im Rahmen seines Aufgabengebietes so viel Gestaltungsfreiraum hat.

Wir danken Michael Tietje für zwanzig Jahre diakonische Dienste am Menschen und gratulieren ihm herzlichst zum Jubiläum.

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