„Näher am richtigen Leben“

(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 19.03.2013 von Denise von der Ahé)

Zentrum seelische Gesundheit: Im April ziehen Psychiatrische Tagesklinik und Ambulanz ins Sparkassengebäude

Lehe. Die Umzugskisten können bald gepackt werden: Am 10. April ziehen die Psychiatrische Tagesklinik und Institutsambulanz aus dem Klinikum Reinkenheide in das Sparkassengebäude in der Hafenstraße 126. Gemeinsam mit Partnern entsteht in der zweiten und dritten Etage das „Zentrum seelische Gesundheit“.

Hilfe bekommen dort Menschen in psychischen Krisen, die schnelle Unterstützung brauchen. Einige Institutionen sind schon eingezogen: Dazu gehören der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes, die „Ambulante Dienste Perspektive“, die Diakonie und ein niedergelassener Psychotherapeut.


Gemeinsam mit der Tagesklinik werden die Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste, das Betreuungs- und Erholungswerk sowie die Elbe-Weser-Werkstätten an der Hafenstraße einziehen. „Wir wollen dichter am Lebensumfeld der Menschen sein, für die wir Hilfe anbieten“, sagt Dr. Uwe Gonther, der Chefarzt der Psychiatrie im Klinikum Reinkenheide. Patienten müssten wieder lernen, ins echte Leben zurückzufinden – und das finde nunmal nicht in der Klinik statt.

„Im Alltag zurechtkommen“

Der Erfolg der Behandlung einer psychischen Krankheit zeige sich erst daran, ob es dem Patienten gelinge, im Alltag zurechtzukommen. „Auch Menschen mit schweren psychischen Krankheiten können wieder vollständig am normalen Leben teilnehmen“, betont Gonther. Der Fachbegriff für diese Genesung im sozialen Umfeld ist „Recovery“. Die Chancen auf Genesung sind umso höher, je dichter die Patienten am normalen Leben dran sind.


In Tagesklinik und Ambulanz kümmern sich insgesamt zwölf Ärzte, Psychologen, Pflegekräfte, Sozialarbeiter und Ergotherapeuten um die Patienten. Verantwortlich ist Gonther, die Leitung vor Ort wird Oberarzt Dr. Thomas Isenmann übernehmen. Bis zu 20 Patienten können in der Tagesklinik versorgt werden, ambulant mehrere Hundert.

Patienten können sich an das Zentrum wenden, wenn sie nicht auf einen Therapieplatz bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten warten können, „weil die Probleme zu akut und zu schwerwiegend sind“, sagt Gonther. Der Psychiater weiß: „Wenn Menschen in psychisch sehr belastenden Situationen zu lange auf Hilfe warten müssen, werden die Probleme immer größer.“


Das Angebot richte sich daher vor allem an Menschen in psychischen Krisen, die denken, dass ihr Leben keinen Sinn mehr mache, sagt Gonther. Auch Depressionen und Burn-Out, psychosomatische Erkrankungen wie zum Beispiel Essstörungen oder psychiatrische Erkrankungen wie eine Borderline-Störung können künftig an der Hafenstraße therapiert werden. Normal läuft die Behandlung über eine Überweisung vom Haus- oder Facharzt, in Notsituationen können sich Patienten direkt an das Zentrum wenden. Gonther will auch die Prävention in den Fokus nehmen. Dazu sind Besuche von Patient und Profi in Schulen geplant. Wichtig ist dem Chefarzt auch die Beteiligung der Betroffenen: „Sie sollen selbst mitbestimmen, welche Angebote gemacht werden.“

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