„Mir ist so (gar nicht?) weihnachtlich…“ –

Wie (v)erleben seelisch belastete Menschen die Weihnachtszeit?

Weihnachten 2016


„Fest der Liebe“ – „Zeit der Besinnlichkeit“ – „Familientreffen in Harmonie und Eintracht“. Diese Bezeichnungen prägen oft das Bild der Advents- und Weihnachtszeit. Gleichermaßen kommen uns oft aber auch Vorstellungen einer unterschwelligen Angespanntheit, von Stress und Geschenkeschlacht in den Sinn. Unbestritten ist in dieser Zeit vieles anders als sonst, teils ist es hektischer, teils aber auch besinnlicher und gemütlicher. So gut wie niemanden lässt Weihachten unberührt, dem besonderen Zauber des Weihnachtsfestes kann sich kaum jemand entziehen.

Wie erleben aber nun Menschen mit psychischen Erkrankungen dieses Fest? Gerade Psychiatrieerfahrene leben oft zurück gezogen, sind zum Teil sehr isoliert. In einer stark leistungs- und konsumorientierten Gesellschaft können oder wollen sie nicht (mehr) mithalten. Die überhöhten Erwartungen, die bei vielen mit Weihnachten verbunden werden, stellen eine zusätzliche Belastung dar. Gerade jetzt soll alles harmonisch zugehen – nicht selten wird aus dieser Hoffnung ein Druck, dem man nicht standhalten kann. Gerade in den Zusammenkünften von erweiterten Familien liegt für viele Psychiatrieerfahrene eine besondere Belastung – vor allem, wenn mit der psychischen Erkrankung nicht offen umgegangen wird, entstehen durch Unverständnis schwer auszuhaltende Situationen für sie.

„Umgang mit Weihnachten?“ – diese Frage war auch schon Thema eines früheren Bremerhavener Trialogs (monatliches Treffen von Psychiatrieerfahrenen, Angehörigen und im Bereich der Sozialpsychiatrie beruflich Tätigen, zum gemeinsamen Austausch). Ein einheitliches Bild hat es auch dort nicht gegeben, für einige ist es eher eine Belastung, andere können hingegen Kraft und neue Energie aus der Stimmung und dem Miteinander ziehen. Alle waren sich aber darin einig, dass es vor allem darauf ankommt, sich nicht von den gesellschaftlichen Normen drängen zu lassen. Jede/r muss für sich das richtige Maß an Nähe finden, und auch auf den eigenen Schutzraum achten. Netzwerke sind hier von besonderer Bedeutung, für manche bestehen sie aus Familien und Freunden, für andere sind es Interessengruppen oder Vereine, für weitere auch professionelle Helfer und Unterstützer. Hier gibt es in Bremerhaven und dem Umland inzwischen viele gute Unterstützungsmöglichkeiten und Anlaufpunkte. Der gegenseitige Austausch im Bremerhavener Trialog ist z.B. eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Aus diesem vertrauensvollen Miteinander können viele Menschen Kraft ziehen und von anderen lernen. Und so wird auch die Botschaft von Weihnachten wieder spürbar – jeder Mensch ist unendlich wertvoll!

Nähere Informationen zu Hilfen der Diakonie für psychisch erkrankte Menschen und zum Bremerhavener Trialog finden Sie hier.

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