KidsTime Workshops – Freie Plätze

In Deutschland leben nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 200.000 bis sogar 500.000 Kinder und Jugendliche mit psychisch kranken Eltern zusammen. Diese „kleinen Angehörigen“ psychisch Erkrankter wurden lange Zeit nicht wahrgenommen. Erst allmählich gerät diese Zielgruppe zunehmend in das Blickfeld der Jugendhilfe und der Erwachsenen Psychiatrie und – jetzt neuerdings – auch in das Blickfeld der Erwachsenenbildung. Das finanziell von der Senatorin für Kinder und Bildung und der Diakonie Niedersachsen unterstützte Angebot „KidsTime“ der Arche Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bietet genau jenen Menschen Hilfe in Form Workshops an. Im Fokus dieses „Social Event“ steht das Verstehen elterlicher psychischer Erkrankungen und der Austausch mit Menschen, die in der gleichen Situation sind.

Workshop-Ablauf


Zu Beginn der monatlichen stattfindenden Workshops wird ein kurzer Beitrag, an dem die Eltern und Kinder gemeinsam teilnehmen, vorgetragen. Hierbei werden inhaltliche Aspekte von psychischen Erkrankungen oder Fragen dazu in einfacher Sprache vorgestellt und besprochen. Im Anschluss folgt eine getrennte Gruppenarbeit von Kindern und Eltern. Die Kinder starten mit Spielen und Aufwärmübungen. Dabei erhalten die Kinder Raum um ihre eigenen Geschichten, vielleicht auch angeregt durch den vorausgegangenen Beitrag, zur Darstellung zu bringen. Sie werden dabei unterstützt, ihre Geschichte im Rollenspiel darzustellen und die resultierenden Theaterstücke werden dann gefilmt.

Die Eltern und Kinder treffen sich anschließend wieder als gemeinsame Gruppe zum Pizzaessen und Film-Anschauen. Am Ende gibt es sowohl einen Gruppenaustausch über den Film der Kinder als auch der Themen, die in der Elterngruppe aufgetaucht sind. Den Abschluss bildet die gemeinsame Reflexion im Sinne einer Feedbackrunde zum erlebten Workshop und zur Sammlung von Wünschen für das nächste Treffen.

Interessierte Familien können sich gerne bei Frau Parwana Gilani anmelden.

E-Mail:                kidstime@diakonie-bhv.de

Telefon:              0471 92 40 90
Mobil:                 0152 21 72 41 93

Hintergrund Wissen

Die psychische Erkrankung eines Elternteils beeinträchtigt immer das gesamte Familiensystem. Kinder psychisch erkrankter Eltern gelten sowohl in der Jugendhilfe als auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie als Risikogruppe. Einerseits tragen sie ein erhöhtes Risiko, selber eine psychische Störung zu entwickeln, andererseits gilt die psychische Erkrankung eines Elternteils als Risikofaktor für Beeinträchtigungen in der Kindesentwicklung.

Insbesondere psychosoziale Folgen durch eine gestörte Familiendynamik (unangepasstes Erziehungsverhalten, Isolation, Betreuungsdefizite etc.) belasten diese Kinder. Die Schutzfaktoren in den Familien sind bedeutsam, zum Beispiel einfühlsames Verhalten, Unterstützung innerhalb der Familie, psychosoziale Ressourcen etc. können die Risikofaktoren kompensieren.

Für die Stadt Bremen ging man bereits vor Jahren davon aus, dass mindestens 2.000 Kinder und Jugendliche ein Elternteil haben, das mindestens einmal wegen einer psychischen Erkrankung in Bremen vollstationär behandelt werden musste. Damit stellen Kinder psychisch kranker Eltern keine Randgruppe dar!

Hierunter befanden sich schätzungsweise 400 Kinder im Alter unter drei Jahren. Der Anteil psychisch erkrankter Eltern, die sich nicht in stationärer, sondern nur in ambulanter Betreuung befanden, liegt noch deutlich höher. Zudem existiert eine große Grauzone von Eltern mit psychischen Auffälligkeiten, die aber nicht im psychiatrischen Versorgungssystem auftauchen.

Die KidsTime-Workshops sind monatliche Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche von Eltern mit psychischer Erkrankung, zusammen mit ihren Eltern. Die Workshops werden in einer Kombination von Sozialarbeitern und Psychiatriemitarbeitern und Theater-/Tanzpädagogen und weiteren freiwilligen Helfern geleitet und dauern zweieinhalb Stunden.

Themenskizze im Workshop: Was ist überhaupt unter einer „seelischen Erkrankung“ zu verstehen?

  • Auswirkungen solcher Erkrankungen bei den Eltern auf die Kinder
  • Woran erkenne ich, dass es unserem Kind nicht gut geht? Wie verstehen wir seine Zeichen?
  • Resilienz und was die Resilienz von Kindern und Familien stärkt
  • Anforderungen an ein Netzwerk, den Vorteilen und Schutzfunktionen eines Netzwerks
  • Notfallmanagement; Aufstellung eines Krisenplans mit Benennung konkreter Ansprechpartner und möglicher ‚Ersatzeltern‘ für die Kinder
  • Vorstellung von Soziotherapie, APP, Hilfen für die Erwachsenen
  • Umgang mit notwendigen Klinikaufenthalten der Erwachsenen mit Blick auf die Kinder
  • Ängste vor dem Gefühl des Ausgeliefert-Seins im Hilfesystem; offene Zusammenarbeit mit Ämtern und Kliniken

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