„Die Zeit ist reif“

Sonja Rieger kommt gerne zur Arbeit, und dass seit fast 23 Jahren. „Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Zeit reif ist und man gehen muss“, sagt Frau Rieger. Genau das tut sie nun. Nach guten 23 Jahren als Erzieherin in der Kita Ellhornstraße geht sie in den Ruhestand. Dieser Schritt fällt ihr nicht leicht und auch ihre Kolleginnen und Kollegen sind traurig.

„Ich brauche mehr Zeit. Mehr Zeit für den Garten, das Haus, die Enkel, meine Hobbies und vor allem brauche ich mehr Zeit zum Leben und unabhängig sein“, beantwortet sie die Frage, warum sie geht, obwohl ihr die Arbeit noch so viel Freude bringt.


Die Liste der Dinge, die sie angehen möchte ist lang und gut überlegt. Englisch will sie lernen. Einen Kurs besucht sie aktuell schon. Damit sie im Ausland beim Reisen mehr Sicherheit hat und sich selbst verständigen kann. Dann besucht sie nun schon neben der Arbeit einen Nähkurs der Volkshochschule. Auch hierfür möchte sie mehr Zeit haben. Der Kurs geht immer über vier Stunden, aber das reiche bei Weitem nicht aus. Zudem ist Frau Rieger Mitglied in einer Freizeit- und Wandergruppe. Dann steht für dieses Jahr noch die Gründung eines Fahrrad-Clubs an.

„Ich bin ganz aufgeregt. In der letzten Woche wusste ich meine eigene Vorwahl nicht mehr, und die hat sich seit vierzig Jahren nicht geändert“, erzählt Frau Rieger lachend. In die Rente zu gehen bedeutet eine große Veränderung, aber Frau Rieger sagt dazu „man wächst mit seinen Aufgaben, das war schon immer so.“

Eigentlich wollte sie Bankkauffrau werden. Aber nach einem Praktikum in der damaligen Sparkasse Bremerhaven war ihr klar geworden, dass sie lieber mit Menschen als mit Zahlen arbeitet. Sie absolvierte ein einjähriges Vorpraktikum in der Kita Wichernhaus. Angeleitet wurde Frau Rieger von Helga Kurfeld, die viele Jahre später wieder ihre Vorgesetzte wurde. Zum Abschluss der zweijährigen schulischen Ausbildung zur Erzieherin absolvierte Frau Rieger ein einjähriges Berufspraktikum in der Kita „Am Jedutenberg“ (heute Kita Mikado). Dort war sie danach noch fünf Jahre beschäftigt.


Als dann ihre beiden Mädchen zur Welt kamen, blieb Sonja Rieger einige Jahre zu Hause. „Die Gesetze waren damals noch anders“, begründet sie ihre Entscheidung, nach der Geburt ihrer Kinder zunächst nicht mehr im Kita-Bereich zu arbeiten. Dafür leitete sie fünf Jahre einen Spielkreis des Kirchenkreisamtes. Sonja Rieger lacht herzlich bei der Erinnerung an diese Zeit: „Dreimal die Woche habe ich für vier Stunden fünfzehn Kinder im Alter von drei Jahren betreut. Das wäre heute gar nicht mehr erlaubt“, sagt sie. Diese Zeit sei mit eine der Schönsten in ihrer beruflichen Laufbahn gewesen.


Im Sommer 1996 begann Sonja Rieger ihre Arbeit als Erzieherin in der Kita Ellhornstraße und traf dort wieder auf ihre Ausbilderin Helga Kurfeld, die ihre neue Vorgesetzte wurde. In über 25 Jahren Arbeit im Kita-Bereich habe sich viel verändert: die Gesetze, die Verpflichtungen der Erzieher, die Dokumentationsverpflichtungen aber auch die Kinder. Das Arbeiten sei schwieriger geworden berichtet Frau Rieger. Konnte sie vor einigen Jahren den Kindern noch mit Bilderbüchern eine Freude machen, so erntet sie heute eher enttäuschte Gesichter damit.


„Das ist halt so“, sagt sie. Aber was immer geblieben ist und für sie auch viel wichtiger waren, sind die herzlichen Beziehungen zu den Kindern. „Durch diese Art der Zuwendung, die einem die Kinder zukommen lassen, geht einem das Herz auf“, erzählt Frau Rieger und ihre Augen glänzen bei all den Erinnerungen.


Nun geht Sonja Rieger nach über zwei Jahrzehnten in der Kita Ellhornstraße in den Ruhestand. Wir bedanken uns bei Frau Rieger für 23 Jahre diakonischen Handelns, in denen sie unzähligen Kindern eine verlässliche Erzieherin, Wegbegleiterin, Zuhörerin, Bezugsperson und Trostspenderin war. Wir wünschen Ihnen, liebe Frau Rieger, einen wundervoll spannenden Ruhestand und Gottes Segen. Schön, dass Sie bei uns waren.

Zurück