Dutzende Helfer göttlicher Mission

Pavillon des Diakonischen Werkes Bremerhaven

(Nordsee-Zeitung vom 02.07.2011 von Nina Dobratz)

Diakone, Küster und dutzende Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf beim ersten Stadtkirchentag in Bremerhaven. Trotz göttlicher Mission kommt beim Aufbau in den Havenwelten Hektik auf.

Vorsichtig faltet Küster Norbert Markmann den großen Regenbogen auseinander. Der Wind macht ihm und seinen Helfern zu schaffen. Schließlich überspannt das Tuch komplett die zehn mal sechs Meter große Bühne am Neuen Hafen. Der Regenbogen ist ein Requisit für das Kindermusical, das heute, ab 15 Uhr beim ersten Stadtkirchentag des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Bremerhaven gezeigt wird. Doch bis die Kinder, Chöre und christlichen Kirchengemeinden Einzug in die Havenwelten erhalten, ist am Freitag noch einiges zu tun.

Mittags ist es überschaubar auf dem Parkplatz zwischen Zoo am Meer und dem „Lloyd’s“. Diakon Hans-Jürgen Großmann baut mit drei Helfern den Pavillon nach dem anderen auf. Er ist für die Organisation und Technik verantwortlich. Geplant hat er bereits seit Anfang des Jahres. Nach dem fünften Zelt sitzen die Handgriffe. „Und hoch“, gibt der 61-Jährige den Ton an. Alles muss synchron ablaufen, sonst hakt es an einer Ecke. Insgesamt 39 Exemplare müssen die Männer aufbauen. Ein Viertel ist erst geschafft.

 

Küsterin Roswitha Strechel sorgt derweil für genügend Halt. Denn der Wind sorgt erneut für Probleme. Sie karrt unzählige Steine zu den Pavillons, packt diese in Plastiktüten und befestigt sie mit Klebeband an den Metallständer – so sollen die leichten Pavillons dem Wind trotzen. „Heringe konnten wir ja nicht in den Asphalt bohren“, erklärt Strechel von der Kreuzkirche. Inzwischen schmerzt ihr Rücken, doch eine Zeltende ist noch nicht in Sicht. Währenddessen bauen Mitglieder der Stadtkantorei ein Podest mit fünf Ebenen auf der Bühne auf. 100 Sänger sollen darauf Platz finden. Es wird bei den Konzerten offensichtlich eng werden. Kreiskantorin Eva Froebe-Schad wacht über ihre Helfer. Ihr Pult aus massivem Holz wird ganz an die vordere Bühnenkante geschoben. „Hoffentlich fällt da niemand runter“, gibt Küster Markmann zu bedenken. Doch für eine Absperrung ist es zu eng – zumal auch noch das Orchester auf der Bühne Platz finden muss.

 

14:35 Uhr: Langsam wird es hektisch auf dem Parkplatz. Immer mehr Gemeindemitglieder  trudeln ein, um ihre Zelte für den „Abend der Begegnung“ vorzubereiten. Autos schlängeln sich um die Zelte, Kisten und Anhänger. Kirchen, Seemansmission und der Eine-Welt-Laden sind unter anderem an dem Abend vertreten. Doch noch sind längst nicht alle Zelte aufgebaut. Einige Helfer werden ungeduldig. Immer wieder piept das Funkgerät am Gürtel von Chefplaner Großmann. Immer wieder muss der Diakon Fragen beantworten, immer wieder holt er den Plan aus seiner Tasche, gleicht die Standnummer mit seiner Liste ab – wo war noch die Erlöserkirche? Wo kann die Stadtkantorei ihren Tisch aufbauen? Den Plan dafür hatte Großmann sechs Mal umgestellt, bis er alle Teilnehmer untergebracht hatte. „Das ist ein wenig wie beim Sitzplan auf einer Feier“, schmunzelt er. Die gute Laune ist ihm nicht zunehmen. „Ich leide, ohne zu klagen“, erzählt Großmann, lacht herzhaft und wird erneut von einem Helfer gerufen.

 

Immerhin ist inzwischen Musik zu hören. Die Tontechniker sorgen durch die Lautsprecher für etwas Unterhaltung. Jetzt müssen die Stromkabel und Wasserschläuche verlegt werden. Eine kostspielige Angelegenheit. Das Kirchentag-Budget ist begrenzt, also mussten einige Ideen abgespeckt werden. Pro Stromkasten sind rund 200 Euro fällig, jeder Meter der Schläuche für Trinkwasser schlägt mit 15 Euro zu Buche. Kosten, die vorher nicht bekannt waren. Also disponierte Großmann um. Umdisponieren muss der 61-Jährige überraschend auch in der Zeltreihe direkt am Hafenbecken. Ein Pavillon wurde zu wenig aufgestellt. Auch das Problem löst er mit Humor: Ein Zelt muss umziehen.

 

Die Mitglieder der Erlöserkirche schauen dem Gewusel hingegen entspannt zu. Sie waren bereits als erste Kirchengemeinder mittags gekommen, um ihr Zelt zu beziehen. Jetzt genießen Udo Hellweg und sein Team mit Kaffee die Sonne. Nur der Wind sorgt auch bei ihnen für Sorgen. Die Christen wollen eine fünf mal sechs Meter große, aufblasbare Kirche aufbauen –ist es zu windig, wird daraus nichts. 

 

17 Uhr: Die Autos und Transporter müssen den Platz verlassen. Rund 300 Klappstühle stellen die Helfer für die Eröffnung mit Superintendentin Susanne Wendorf-von Blumröder sowie Oberbürgermeister Melf Grantz auf. Es muss zügig gehen. Alles hat rechtzeitig geklappt selbst die aufblasbare Kirche steht. Der erste Bremerhavener-Kirchentag kann wie geplant beginnen. Entspannen können Großmann und seine Helfer dennoch nicht: Nach der Eröffnung gegen 23 Uhr müssen das Gro der Pavillons und alle Stühle abgebaut werden – das dauert etwa zwei Stunden. Immerhin bleibt die Bühne stehen, die nachts bewacht wird. Denn sie ist heute Sonnabend, und morgen Schauplatz für mehrere Veranstaltungen der Christen. Die göttliche Mission geht noch weiter.

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